Theater will unterhalten. Es verführt seine Zuschauer im besten Fall zu vergnüglicher Reflexion. Dazu nutzt es Methoden, die das Überleben der Gattung seit jeher sichern und gewinnt Kraft aus den besten Texten der Weltliteratur.

Unser Theater versteht sich in dieser Tradition – als Laboratorium. Es befragt spielend die Befindlichkeit des Einzelnen und seziert so Zustände der Gesellschaft. Es formuliert darüber Utopie. Es braucht dazu die Erfahrung seiner Spieler und stellt ihr Mitteilungsbedürfnis über alle anderen Mittel. Ein solches Theater ignoriert die Intention des Marktes und befriedigt politische Erwartungen nicht. Das muss keinen Erfolg haben, kann aber Wirkung erzielen.

Berndt Renne war als Regisseur lange Zeit an verschiedensten deutschsprachigen Theatern wie der Volksbühne Berlin, den Staatstheatern Stuttgart, dem Wiener Burgtheater und als Generalintendant am Volkstheater Rostock tätig. Er leitet nunmehr das nicht subventionierte THEATER AN DER LANDSTRASSE in Heidenheim a. d. Brenz.

Die Aufführungen finden im stillgelegten Physiksaal einer Ausbildungsstätte der Heidenheimer Voith AG statt. Anlass für die jährliche Präsentation eines originären Projekts ist der Welttheatertag am 27. März.

Das Platzangebot ist begrenzt: Dies einerseits aufgrund des überschaubaren Interesses in der schwäbischen Industriestadt, andererseits durch die konzeptionelle Orientierung an Umgängen des avantgardistischen europäischen Theaters in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dem Renne in der Endphase seiner Arbeit in Ost-Berlin zugerechnet wurde.

Der größte Teil der kulturellen Produktion der letzten Jahrzehnte wäre durch einfaches Turnen und zweckmäßige Bewegung im Freien mit großer Leichtigkeit zu verhindern gewesen.

Bertold Brecht